Neue Genomik-Techniken: 

Zu viele offene Fragen!

 

Wachtberg, 07.07.2023: Der Deutsche Imkerbund sieht den Vorschlag vom 05.07.2023 der EU-Kommission für eine neue Regelung der neuen Genomik-Techniken (NGT) kritisch. Die unterschiedlichen Techniken bieten aus unserer Sicht kein verlässliches Werkzeug, um u. a. dem Ziel einer nachhaltigeren EU-Landwirtschaft mit einem geringeren Pflanzenschutzmitteleinsatz näherzukommen. Zum einen zeigen die Erfahrungen aus Amerika, dass gentechnisch veränderte Pflanzen die bisherigen Versprechen in keiner Weise erfüllen konnten. Zum anderen lässt der Vorschlag der Kommission viele Fragen offen.
„Hinsichtlich der möglichen Patentierbarkeit von natürlichen Eigenschaften der Pflanzen, der Koexistenz des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen und gentechnikfreiem Anbau und vor allem möglicher Off-Target-Effekte sind noch viele weitere Dinge zu klären“, sagt Torsten Ellmann, Präsident des Deutschen Imkerbundes. Eine Patentierbarkeit darf es nicht geben! Der Zuchtfortschritt muss allen Züchtern zugänglich bleiben. „Die Bienen haben einen Sammelradius von mehreren Kilometern. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen gentechnikfreien und gentechnisch veränderten Pflanzen. Doch die Imkerinnen und Imker möchten – ebenso wie der Großteil der Kundschaft – keine Gentechnik in ihrem Honig. Gerade für die Bioimkerei stellen sich hier wichtige Fragen auch bezüglich der Transparenz für den Verbraucher.“ All diese Punkte müssen noch geklärt werden, bevor ein neues Regelwerk für gentechnisch veränderte Pflanzen eingesetzt wird. „Wir werden uns über die
europäischen Organisationen BeeLife und die Honig-Arbeitsgruppe von Copa-Cogeca, in denen wir Mitglied sind, bei diesem Thema auch für ein Beibehalten des Vorsorgeprinzips und eine
Risikobewertung einsetzen“, erklärt Ellmann. „Mit Blick auf die Gesundheit aller Bestäuber wäre es unvorsichtig, gentechnisch veränderte Pflanzen ohne ein besseres Wissen über deren mögliche Auswirkungen auszubringen.“


Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass Pflanzen, die mittels neuer Genomik-Techniken wie der sogenannten Genschere entwickelt wurden, keine Risikobewertung mehr für eine
Markteinführung benötigen. Zudem müssen die Pflanzen und daraus entstandene Produkte nicht mehr als Gentechnik-Produkte gekennzeichnet werden. Voraussetzung ist dabei, dass die
Veränderungen in den Pflanzen auch auf natürliche Weise hätten entstehen können. Dabei hatte der Europäische Gerichtshof noch 2018 festgestellt, dass die mit den neuen Mutagenese-Techniken verbundenen Risiken denen der klassischen Gentechnik ähneln können. Daher urteilte er, dass ein Ausschluss der neuen Techniken von den bestehenden Vorschriften gegen den Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit verstoßen würde. Darüber hinaus hat der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen (IPBES) 2016 gentechnisch veränderte Pflanzen als eine mögliche Ursache für den Rückgang der Bestäuber benannt.
 
  
Hintergrund: Der Deutsche Imkerbund ist die Dachorganisation deutscher Imkerverbände und vertritt über 138.000 Imkerinnen und Imker. Diese halten zusammen rund 900.000 Bienenvölker, die die Bestäubung vieler landwirtschaftlicher Kulturen sowie von Wildpflanzen sichern.